Der zweite Prototyp des Koaxial-Hubschraubers Sikorsky S-97 Raider ist am 20. Juni erstmalig geflogen, teilte der zum Lockheed Martin-Konzern gehörende Hersteller Sikorsky Aircraft per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Ein kurzes Video des Fluges zeigt den neuen Helikopter auf dem Sikorsky-Testgelände in West Palm Beach im US-Bundesstaat Florida.
Harte Landung der ersten S-97
Der erste Prototyp der S-97 Raider war im August 2017 während der Flugerprobung bei einer harten Landung beschädigt worden und ist seitdem noch nicht wieder in der Luft gewesen. Der erste Prototyp hatte seit seinem Erstflug im Mai 2015 rund 100 Stunden Bodenerprobung und nur rund 20 Flugstunden gesammelt. Als maximale Fluggeschwindigkeit hatte der erste Prototyp 150 Knoten (277 km/h) erreicht, da der Flugbereich noch nicht weiter geöffnet war. Als angestrebte Maximalgeschwindigkeit rechnen die Ingenieure mit 220 Knoten (407 km/h).
Die US-Unfalluntersuchungsbehörde NTSB (National Transportation Safety Board) hat die harte Landung untersucht und kam in ihrem vorläufigen Zwischenbericht zu der Erkenntnis, dass Probleme bei der Flugsteuerungssoftware zu dem Zwischenfall geführt haben.
Vorläufer der SB-1 Defiant
Die S-92 Raider ist ein Experimentalhelikopter, mit dem der Hersteller Erfahrungen sammeln will, die in das SB-1 Defiant-Programm einfließen sollen, das gemeinsam von Boeing und Sikorsky entwickelt wird. Mit der SB-1 Defiant wollen sich die beiden Aerospace-Konzerne gemeinsam im Rahmen des Future Vertical Lift-Programms der US-Streitkräfte bewerben.
Die S-92 Raider ist mit einem neu entwickelten Koaxial-Hauptrotor versehen, bei dem die beiden Rotorebenen nur einen geringen Abstand voneinander haben. Das mit einer digitalen Fly-by-Wire-Flugsteuerung ausgerüstete Muster verfügt über eine Zelle aus Faserverbundwerkstoffen und ein einziehbares Fahrwerk. Eine aktive Vibrationskontrolle soll die für Helikopter typischen Vibrationen dämpfen beziehungsweise weitgehend unterdrücken.
Für zusätzlichen Vortrieb an der S-92 Raider sorgt ein Sechsblatt-Propeller im Heck, der von der T700-Turbine des Helikopters angetrieben wird. In den beiden Prototypen der S-97 Raider ist Platz für die Crew und sechs Soldaten. Die Technologie sei skalierbar und Fluggeräte entsprechend des Bedarfs der US Army anpassbar, so der Hersteller.
Volker K. Thomalla
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