Das multinationale Kampfhubschrauberprogramm Tiger ist eines der Rüstungsprojekte, die durch veränderte politische und technische Vorgaben im Laufe des Programms sowie durch zu ehrgeizige technische Ziele so weit aus dem Kosten- und Zeitplan liefen, dass sie als Fallbeispiel dafür dienen können, wie man es nicht machen sollte. Davon war aber bei der Übergabe des letzten Kampfhubschraubers Tiger für die Bundeswehr Ende Juli beim Hersteller Airbus Helicopters nichts zu hören.
Mitarbeiter des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hatten zuvor das letzte von insgesamt 68 bestellten Exemplaren des Tiger bei Airbus Helicopters in Donauwörth übernommen. Der Hubschrauber wird zum Kampfhubschrauberregiment 36 nach Fritzlar gehen.
„Zwischen der Lieferung des ersten Tigers im Jahr 2005 und der Abnahme des nunmehr letzten von 68 Hubschraubern dieses Typs für die Bundeswehr liegen 13 Jahre, in denen sich die Anforderungen an das Fluggerät – nicht zuletzt auch durch die Teilnahme an Einsätzen in Afghanistan und Mali – immer wieder geändert haben. Um das gemeinsame Projekt effektiv umsetzen zu können, hatten die Partnerstaaten seinerzeit die europäische Organisation für Rüstungskooperation (Organisation Conjoint de Coopération en matière d´Armament – OCCAR) mit den umfangreichen Managementaufgaben beauftragt. Die Projektleitung auf deutscher Ämterseite wird durch das Referat L4.3 im BAAINBw wahrgenommen“ teilte das BAAINBw mit.
Bewährt im Einsatz
Im Rahmen der Übergabezeremonie in Donauwörth hob der Kommandeur des internationalen Hubschrauberausbildungszentrums und General der Heeresfliegertruppe, Oberst Ulrich Ott, besonders die Flugeigenschaften des Tigers hervor: „Er ist einfach klasse zu fliegen!“ Der Tiger sei enorm wichtig für das Deutsche Heer und habe sich im Einsatz in Afghanistan und Mali schon bewährt, so Ott. Er wies dann eindringlich auf die Bedeutung dieses Hubschraubers für die schnelle Einsatzgruppe der NATO „Very High Readiness Joint Task Force – VJTF“ 2023 hin.
Michael Kohlhaas, Leitender Technischer Regierungsdirektor, Leiter des Referates L4.3 und Projektleiter für den Tiger im BAAINBw, sagte: „Dieser Tag ist für uns nicht der Schlusspunkt. Er ist Ansporn, mit viel Energie die erforderlichen Anpassungen in der Nutzungsphase des Tigers anzugehen.“
Timeline Tiger
1984: Anforderungskatalog der deutschen und französischen Regierung für einen neuen Kampfhubschrauber. Frankreich beziffert den eigenen Bedarf auf 215 Exemplare, Deutschland auf 212.
1986: Wegen zu hoher Kosten wird das Programm abgebrochen.
1987: Wiederaufnahme des Programms
1989: Aérospatiale und MBB erhalten einen Auftrag für den Bau von fünf Prototypen.
1991: Jungfernflug des Prototyps in Marignane.
1991: Vorführung des Tigers auf dem 39. Salon de l’Aéronautique et de l’Espace in le Bourget.
1992: Gründung von Eurocopter.
1995: Der Eurocopter Tiger spielt in dem James-Bond-Film GoldenEye mit.
1999: Die Bundeswehr bestellt 80 Exemplare.
2001: Australien bestellt 22 Exemplare.
2002: Beginn der Serienproduktion.
2003: Spanien bestellt 24 Exemplare.
2005: Übergabe der ersten fünf Tiger an das deutsch-französische Heeresflieger-Ausbildungszentrum in Le Luc in Südfrankreich.
2006: Saudi-Arabien bestellt 12 Exemplare.
2007: Saudi-Arabien annulliert die Bestellung.
2008: Übernahme der ersten Tiger durch das Kampfhubschrauberregiment 36.
2009: Erster scharfer Einsatz des Musters durch die französischen Heeresflieger ALAT in Afghanistan.
2013: Deutschland reduziert seine Bestellung auf 68 Exemplare.
2018: Übernahme des 68. und letzten Tiger für die Bundeswehr durch das BAAINBw.
Volker K. Thomalla
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